Text-Äußeres

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Die [[Schrift]] ist das ''Medium'' unserer Wahrnehmung. Wenn [[Derrida]] behauptet, dass es kein Text-Äußeres gebe [[Bibliographie|(Derrida 1974, 274)]], meint er folgendes: Die [[Struktur|Strukturalität]] der Schrift ist zugleich die Struktur unserer Wahrnehmungen. Derrida greift dabei auf eine [[Prämisse der Zeichentheorie]] zurück, wie sie [[Ferdinand de Saussure]] erarbeitet hat.  
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Die [[Schrift]] ist das ''Medium'' unserer Wahrnehmung. Wenn [[Jacques Derrida|Derrida]] behauptet, dass es kein Text-Äußeres gebe [[Bibliographie|(Derrida 1974, 274)]], meint er folgendes: Die Strukturalität der Schrift ist zugleich die Struktur unserer Wahrnehmungen. Derrida greift dabei auf eine Prämisse der Zeichentheorie zurück, wie sie [[Ferdinand de Saussure]] erarbeitet hat:  
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''"Saussure verabschiedet die traditionelle Auffassung, dass das Zeichen einen bereits gegebenen, wohl definierten Bewusstseinsinhalt repräsentiert. Statt dessen nimmt er einen zunächst amorphen, unartikulierten
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"Saussure verabschiedet die traditionelle Auffassung, dass das Zeichen einen bereits gegebenen, wohl definierten Bewusstseinsinhalt repräsentiert. Statt dessen nimmt er einen zunächst amorphen, unartikulierten
Bewusstseinsstrom an und parallel dazu eine ebenso undifferenzierte Lautmasse. Das Zeichen führt hier nun Gliederungen ein, d. h. es lässt durch Grenzziehung und Konturierung ein Einzelnes hervortreten, und zwar
Bewusstseinsstrom an und parallel dazu eine ebenso undifferenzierte Lautmasse. Das Zeichen führt hier nun Gliederungen ein, d. h. es lässt durch Grenzziehung und Konturierung ein Einzelnes hervortreten, und zwar
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zugleich im Bewusstseinsstrom und in der Lautmasse. Dadurch entstehen simultan eine abgegrenzte Vorstellung (von nun an die Bedeutung des Zeichens, signifié, Signifikat) und ein artikulierter Laut (nunmehr der Zeichenträger,signifiant, Signifikant)."
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zugleich im Bewusstseinsstrom und in der Lautmasse. Dadurch entstehen simultan eine abgegrenzte Vorstellung [[Ferdinand de Saussure|(von nun an die Bedeutung des Zeichens, signifié, Signifikat)]] und ein artikulierter Laut [[Ferdinand de Saussure|(nunmehr der Zeichenträger,signifiant, Signifikant)]]."
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''"Der Sachverhalt lässt sich am Beispiel der Farben erläutern. Der naive Empirismus nimmt an, dass wir rote und blaue Gegenstände wahrnehmenund daraufhin die Begriffe ,rot‘ und ,blau‘ bilden. Dem können wir jetzt entgegnen: es gibt keine an sich roten oder blauen Gegenstände (und schon gar nicht Röte oder Bläue an sich; das wäre Platonismus). Vielmehr ist das Farbspektrum kontinuierlich (Saussure: amorph), und das bedeutet: wir sind es, die durch Grenzziehung allererst einzelne Farben definieren. Und wie ziehen wir die Grenzen? Eben durch die Einführung eines Zeichens (wie erläutert in einem Akt der sozialen Konvention, nicht der individuellen Willkür). Erst mit den Zeichen ,rot‘ und ,blau‘ werden die Farben Rot und Blau aus dem Spektrum herausgelöst. Das Ganze des Spektrum geht seinen Teilen, den einzelnen Farben, voran."'' (Lavagno, 4)
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''"Der Sachverhalt lässt sich am Beispiel der Farben erläutern. Der naive Empirismus nimmt an, dass wir rote und blaue Gegenstände wahrnehmen und daraufhin die Begriffe ,rot‘ und ,blau‘ bilden. Dem können wir jetzt entgegnen: es gibt keine an sich roten oder blauen Gegenstände (und schon gar nicht Röte oder Bläue an sich; das wäre Platonismus). Vielmehr ist das Farbspektrum kontinuierlich (Saussure: amorph), und das bedeutet: wir sind es, die durch Grenzziehung allererst einzelne Farben definieren. Und wie ziehen wir die Grenzen? Eben durch die Einführung eines Zeichens (wie erläutert in einem Akt der sozialen Konvention, nicht der individuellen Willkür). Erst mit den Zeichen ,rot‘ und ,blau‘ werden die Farben Rot und Blau aus dem Spektrum herausgelöst. Das Ganze des Spektrum geht seinen Teilen, den einzelnen Farben, voran"'' [[Bibliographie|(Lavagno 2010, 4)]].
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Dieser Umstand lässt sich an der Funktionsweise des Internet leicht veranschaulichen: Das Internet ist ein von Grund auf textbasiertes Phänomen. Wenn ich auf Inhalte im Internet zugreifen möchte, mache ich das über den sprachlichen Befehl [[Die Gleichwertigkeit der Verweisungen|<A HREF>]]. Außerdem arbeitet der Computer selbst mithilfe einer bestimmten, mehr oder weniger sprachlichen Zeichenstruktur: dem Binären Code. 
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Das trifft natürlich auch auf das Internet zu: Das Internet ist -etwas verallgemeinernd- ein textbasiertes Phänomen. Wenn ich auf Inhalte im Internet zugreife, mache ich das über den sprachlichen Befehl <A HREF>. Der Computer arbeitet selbst mithilfe einer bestimmten Zeichenstruktur: dem Binären Code. 
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Weiters gilt: egal, ob es sich um Texte, Bilder, Musik oder Videos handelt: Sie sind mithilfe ihres Eigennamens, also durch '''sprachliche Zeichen''', voneinander unterschieden. Ihre Einteilung erfolgt aufgrund von sprachlichen Kategorien: '''Text''', '''Bild''', '''Musik''', '''Video'''. Diese Kategorien greifen ihrerseits wieder auf Trennungen zurück, die die [[Sprache]] erst eingeführt hat. Die Rede ist von der Unterscheidung zwischen Gehörtem und Gesehenen, zwischen Bewegtem und Unbewegtem usw.
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Weiters gilt: egal, ob es sich um Texte, Bilder, Musik oder Videos handelt: Sie sind mithilfe ihres Eigennamen, also durch '''sprachliche Zeichen''', voneinander getrennt. Ihre Einteilung erfolgt aufgrund von sprachlichen Kategorien: TEXT, BILD, MUSIK, VIDEO. Diese Kategorien greifen ihrerseits wieder auf Trennungen zurück, die die Sprache erst eingeführt hat. Die Rede ist von der Unterscheidung zwischen Gehörtem und Gesehenen, zwischen Bewegtem und Unbewegtem usw.
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Latest revision as of 08:22, 30 September 2010

Die Schrift ist das Medium unserer Wahrnehmung. Wenn Derrida behauptet, dass es kein Text-Äußeres gebe (Derrida 1974, 274), meint er folgendes: Die Strukturalität der Schrift ist zugleich die Struktur unserer Wahrnehmungen. Derrida greift dabei auf eine Prämisse der Zeichentheorie zurück, wie sie Ferdinand de Saussure erarbeitet hat:

"Saussure verabschiedet die traditionelle Auffassung, dass das Zeichen einen bereits gegebenen, wohl definierten Bewusstseinsinhalt repräsentiert. Statt dessen nimmt er einen zunächst amorphen, unartikulierten Bewusstseinsstrom an und parallel dazu eine ebenso undifferenzierte Lautmasse. Das Zeichen führt hier nun Gliederungen ein, d. h. es lässt durch Grenzziehung und Konturierung ein Einzelnes hervortreten, und zwar zugleich im Bewusstseinsstrom und in der Lautmasse. Dadurch entstehen simultan eine abgegrenzte Vorstellung (von nun an die Bedeutung des Zeichens, signifié, Signifikat) und ein artikulierter Laut (nunmehr der Zeichenträger,signifiant, Signifikant)."

"Der Sachverhalt lässt sich am Beispiel der Farben erläutern. Der naive Empirismus nimmt an, dass wir rote und blaue Gegenstände wahrnehmen und daraufhin die Begriffe ,rot‘ und ,blau‘ bilden. Dem können wir jetzt entgegnen: es gibt keine an sich roten oder blauen Gegenstände (und schon gar nicht Röte oder Bläue an sich; das wäre Platonismus). Vielmehr ist das Farbspektrum kontinuierlich (Saussure: amorph), und das bedeutet: wir sind es, die durch Grenzziehung allererst einzelne Farben definieren. Und wie ziehen wir die Grenzen? Eben durch die Einführung eines Zeichens (wie erläutert in einem Akt der sozialen Konvention, nicht der individuellen Willkür). Erst mit den Zeichen ,rot‘ und ,blau‘ werden die Farben Rot und Blau aus dem Spektrum herausgelöst. Das Ganze des Spektrum geht seinen Teilen, den einzelnen Farben, voran" (Lavagno 2010, 4).

Dieser Umstand lässt sich an der Funktionsweise des Internet leicht veranschaulichen: Das Internet ist ein von Grund auf textbasiertes Phänomen. Wenn ich auf Inhalte im Internet zugreifen möchte, mache ich das über den sprachlichen Befehl <A HREF>. Außerdem arbeitet der Computer selbst mithilfe einer bestimmten, mehr oder weniger sprachlichen Zeichenstruktur: dem Binären Code.

Weiters gilt: egal, ob es sich um Texte, Bilder, Musik oder Videos handelt: Sie sind mithilfe ihres Eigennamens, also durch sprachliche Zeichen, voneinander unterschieden. Ihre Einteilung erfolgt aufgrund von sprachlichen Kategorien: Text, Bild, Musik, Video. Diese Kategorien greifen ihrerseits wieder auf Trennungen zurück, die die Sprache erst eingeführt hat. Die Rede ist von der Unterscheidung zwischen Gehörtem und Gesehenen, zwischen Bewegtem und Unbewegtem usw.

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